Der letzte Zug
Der Bahnsteig lag menschenleer und feucht vom letzten Regen. Der Vollmond, der durch die aufgerissenen Wolken herunterschien, verwandelte diese trostlose Kulisse in eine goldene Aztekenstadt.
M. dachte nach… über sich und diesen Mann. Er war groß, gutaussehend , hatte eine wettergegerbte Haut, stahlgraue Augen und etwas von einem Cowboy. Sie passte einfach perfekt zu ihm.
Sie mochte seine ruhige Art, wenn er mit ihr durch die Nacht ging und trotz ihrer kurzen Beziehung glühte sie für ihn und hing leidenschaftlich an seinen Lippen.
Na klar, dachte sie, bin ich für ihn nur eine von vielen und ich weiß, dass er mich wie alle anderen in die Gosse werfen wird, wenn er das Beste aus mir herausgeholt hat. Trotzdem gehöre ich bis dahin zu ihm.
Als sein Mund sie berührte wurde sie heiß und fast wäre sie verbrannt, doch er wusste, wie er mit ihresgleichen umzugehen hatte und ließ sie schmoren.
Sie schmiegte sich in seine raue männliche Hand und spürte seine Wonneschauer, wenn sie ihm die Sinne vernebelte.
So stand sie mit ihm noch etwas, während sich die Wolken wieder vor den Mond schoben und wartete auf den letzten Zug.
–
Er studierte den Fahrplan, denn morgen wollte er mit der Train nach Idaho. Dort wollte er seinen neuen Job als Rodeo antreten. Nach dem letzten Zug von seiner Marlboro schnipste er sie vom Bahnsteig in die Gosse zu all den anderen Kippen. Zischend erlosch ihre Glut, die ihn wie ein rotes Auge sterbend anblickte.
Sich eine neue aus der Schachtel ziehend verließ er den Bahnhof.
Es fing wieder an zu regnen….